Bodmer

Bodmer
Bodmer,
 
1) Johann Carl, schweizerischer Maler und Lithograph, * Zürich 11. 2. 1809, ✝ Barbizon 30. 10. 1893; v. a. bekannt durch seine Indianerdarstellungen. Bodmer war Begleiter von Maximilian Prinz zu Wied, dessen Reisebericht (»Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832-1834«, 1839-41, 2 Bände) er mit detailgetreuen Zeichnungen ergänzte.
 
 
H. Läng: Indianer waren meine Freunde. Leben u. Werk Karl B.s (Zug 31993);
 
Prärie- u. Plains-Indianer, hg. v. U. Löber, Ausst.-Kat. (1993).
 
 2) Johann Jakob, schweizerischer Historiker und Schriftsteller, * Greifensee (bei Zürich) 19. 7. 1698, ✝ Gut Schönenberg (bei Zürich) 2. 1. 1783; 1725-75 Professor für helvetische Geschichte in Zürich, seit 1737 dort Mitglied des Großen Rates. Um 1740 gerieten Bodmer und sein Freund J. J. Breitinger um Probleme der Poetik in offenen Widerspruch zu J. C. Gottsched. Während sie ursprünglich in der moralischen Wochenschrift »Discourse der Mahlern« (1721-23) Gottsched verwandte Ziele vertreten hatten, wandten sie sich mit Bodmers »Critischer Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie« (1740) und mit Breitingers »Critischer Dichtkunst« (1740) von dessen Theorie ab und betonten die das »Wunderbare« einschließende Fantasie als poetische Grundkraft (Übersetzung von J. Miltons »Paradise lost«, für Bodmer das poetische Ideal). Doch blieb auch für Bodmer die »Wahrscheinlichkeit« oder die »Möglichkeit« dichterischer Voraussetzung. Sein Haus war Mittelpunkt literarischer Geselligkeit (u. a. Besuche von Klopstock, Wieland, Goethe, Lavater). - Bodmer war auch der erste bedeutende Wiederentdecker mittelalterlicher deutscher Dichtung. Auf der Grundlage der Manessischen Handschrift veröffentlichte er »Proben der alten schwäbischen Poesie« (1748), »Chriemhildens Rache, und die Klage« (1757), »Sammlung von Minnesingern« (1757-58). Bodmers religiöse Epen (»Patriarchaden«, u. a. »Noah«, 1750) und politische Schauspiele blieben erfolglos.
 
Ausgaben: Brief-Wechsel von der Natur des poetischen Geschmackes (1736, Nachdruck 1966); Schriften, ausgewählt von F. Ernst (1938); Schriften zur Literatur Beiträge von J. J. Bodmer und J. J. Breitinger, herausgegeben von V. Meid (1980).
 
 
W. Bender: J. J. B. u. Johann Jakob Breitinger (1973).
 
 3) Martin, schweizerischer Bibliophile und Schriftsteller, * Zürich 13. 11. 1899, ✝ Genf 22. 3. 1971; gründete 1921 die Gottfried-Keller-Stiftung, sammelte in Cologny bei Genf eine Bibliothek der Weltliteratur in kostbaren Drucken (rd. 160 000 Bände), Handschriften (rd. 2 100) und Papyri; wandelte die Bibliotheca Bodmeriana (gegründet 1971) in die Martin-Bodmer-Stiftung um; gab 1930/31-43/44 die Zeitschrift »Corona« heraus.
 
Werke: Conrad Ferdinand Meyer (1944); Eine Bibliothek der Weltliteratur (1947); Variationen zum Thema Weltliteratur (1956).
 
 4) Walter, schweizerischer Maler und Bildhauer, * Basel 12. 8. 1903, ✝ ebenda 3. 6. 1973; 1939-68 Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Basel. Bodmer malte zunächst Bilder im Umfeld von Surrealismus und Kubismus. Bekannt wurde er v. a. durch seine abstrakten Drahtreliefs (Drahtbilder) sowie durch Metallplastiken, stehende oder hängende Gebilde.
 
 
W. Tschopp: W. B. Maler u. Plastiker, 1903-1973 (Basel 1985).

Universal-Lexikon. 2012.

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